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Chronik von Rühme. |
Wendenturm
bei Braunschweig. Rechts im Bild das alte Zollhaus, später Försterhaus und
Sitz der Gendarmerie. In dem Gebäude vor dem Wendenturm mit dem großen Tor war
früher die alte Waage. [4]
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Erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1007 bis zum15. Jahrhundert.
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Rühme vom 15. bis zum 18. Jahrhundert.
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Rühme vom 18. Jahrhundert und die Feuersbrunst.
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Rühme im 19. Jahrhundert bis Ende des Krieges.
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Rühme nach dem Krieg in den fünfziger Jahren bis zur Gegenwart.
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Wer war Heinrich der Zweite?
l Übersetzung der Kaiserurkunde v. 24.01.1007 aus dem
Latein ins Hochdeutsch.
l
Plan von Rühme aus dem Jahr 1754.
l
Op platt: Mien Heimatdorp.
l
Rühmer Bilderbogen
[1] Günter Sürig: Rühme - ein wachsender Großstadtvorort in
historischer, wirtschaftlicher und geographischer Sicht. (1954).
[2] Gesellschaft für ältere
Deutsche Geschichte: Die Urkunden der Deutschen Könige und Kaiser. (1900 –
1903).
[3] Stadt Braunschweig, Bauverwaltung: Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, Plan von dem Dorfe und der Feldmark Rühme,
gemessen 1754 von C.A.Sympher. (1964).
[4] W.Pätz, Wendenthurm bei
Braunschweig, Steindruck v. Wehrt. (1840).
[5] Braunschweigische
Anzeigen 22. Mai 1852.
[6] Dieter Heitefuß:
Aufnahme vom 02.September 2004
[7] www.heiligenlexikon.de/biographienH/heinrich_II./html
[8]
www.wikipedia.org/wiki/heinrich_II._(HHR)
[9]Ausschnitt aus Abschrift der Kaiserurkunde vom 24.
Januar 1007 in: Steterburger Kopialbuch, Anf. 14. Jh., Niedersächsisches
Landesarchiv – Staatsarchiv Wolfenbüttel, VII B Hs 365, S.22.
Besonderer Dank gilt der
Ortsheimatpflegerin Frau S. Knopf, die mich mit umfangreichem Material
unterstützt hat.
Joachim Meier; 2006
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Erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1007 bis zum 15. Jahrhundert. |
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Ausschnitt aus Abschrift der Kaiserurkunde vom 24. Januar 1007 in : Steterburger
Kopialbuch, Anf. 14. Jh., Niedersächsisches Landesarchiv – Staatsarchiv
Wolfenbüttel, VII B Hs 365, S. 22. [9]. Der damalige Name von Rühme,
Rindum ist gelb eingerahmt. Im Anhang ist eine Übersetzung der gesamten
Urkunde aus dem Latein ins Hochdeutsch zu lesen. |
Der heutige Ortsteil Rühme
wurde nachweislich zum ersten Mal als Siedlung Rindum [2],[9] in der
Kaiserurkunde aus dem Jahre 1007 anlässlich einer Schenkung des Kaisers
Heinrich II. an das Kloster Steterburg erwähnt. Später sind auch Namen wie Riudun,
Rudern oder Riedheim zu finden, welches so viel wie Schilfsiedlung bedeutet.
Gemeint ist das Schilf der Schunter, an deren Ufern die Siedlung lag. Im Jahre
1031 taucht der Name der Siedlung Riudun wieder in einer Urkunde auf. In diesem
Jahr wird die Altewiek auf der Ostseite der Oker zum ersten Male urkundlich
anlässlich der Weihe der St. Magnikirche erwähnt. In der Stiftungsurkunde
ernannte der Bischof Branthago von Halberstadt, die St. Magnikirche zur
Pfarrkirche für die Villa Brunesguik und siebzehn ihr benachbarte Ortschaften.
Elf dieser Siedlungen mit ihren Filialkirchen sind untergegangen, sechs sind
noch vorhanden, nämlich die heutigen Ortschaften Veltheim, Wenden, Bienrode,
Rühme, Gliesmarode und Rautheim. [1]
Nach über 300 Jahren
erscheint erneut Rühme im Jahr 1390 in einer Urkunde über den Bau der Landwehr.
Bereits um 1384 beschloss die
Stadt Braunschweig, sein ganzes städtisches Gebiet durch Landwehren zu
befestigen. Dieses Bollwerk sollte aus einem hohen Erdwall mit einem tiefen
Graben zur Außenseite bestehen. Was also innerhalb dieser Landwehr lag,
unterlag der städtischen Steuer- und Zollverwaltung. Dort, wo die Heerstraßen
dieses Bollwerk durchschnitten, wurden starke Wehrtürme und Zollschranken
errichtet. Der Wendenturm muss daher in den Jahren 1384 bis 1390 erbaut sein.
Reste sind nicht mehr vorhanden und der genaue Standort ist unbekannt. Das
gleichnamige Gasthaus wurde erst 1777 errichtet und ist heute noch nach einigen
Umbauten als Gasthaus zu nutzen. Auf der anderen Straßenseite befand sich das
Zollhaus. Quer über die Straße ging die Zollschranke. An diesem befestigten
Hauptzugang zur Stadt wurde den Bauern ein Zoll für ihre Waren abgenommen. Dadurch
bekam die Landwehr neben ihrer militärischen auch eine wirtschaftliche
Bedeutung. [1]
Von Veltenhof zog sich die
Landwehr in nordöstlicher Richtung zum Wendenturm und schloss das Dorf Rühme an
der Schunter ein. Von hier bildete die Schunter bis zur Einmündung der Wabe die
Landwehr. Rühme lag also innerhalb der Befestigung durch die Landwehr,
aber außerhalb der Grenzpfähle der Stadt, deshalb nannte man diese Dörfer wie
auch Rüningen, Lehndorf, Ölper und Rühme Pfahldörfer. Die Landleute in den
Pfahldörfern, die sog. Pfahlbürger, hatten durch die Landwehr noch besondere Vorteile.
Sie hatten zwar das Bürgerrecht und wurden durch die Stadt beschützt, hatten
aber längst nicht die Bürgerpflichten der in der Stadt wohnenden Bürger. [1]
In Rühme war die Landwehr
besonders stark ausgebildet. Sie bestand aus zwei bzw. drei Wällen mit
Gräben. Reste dieser Landwehranlage sind
an verschiedenen Stellen noch zu sehen. Im Garten der Gaststätte Wendenturm und
auf dem Schulhof der Schule in Rühme
sind noch Reste vorhanden. Fast unversehrt blieb die Anlage am Jägerbusch in
der Nähe des Münzberges vor Veltenhof. [1]
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Rühme
vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. |
Der herzogliche Münzmeister
Johann Georg Brauer kaufte am 26.6.1679 das zur Gemeindeweide von Rühme
gehörende Terrain für 25 Taler. Rühmer Bürger nannten den Berg an der Oker
westlich der Gifhorner Straße daraufhin Münzberg. So ist der Berg zu seinem
Namen gekommen. Am Münzberg gab es zu jener Zeit große Maulbeerplantagen. [1]
Erwähnenswert ist noch, dass
die Rühmer Frauen in der St.Magnikirche zwanzig eigene, einsitzige Bänke
hatten. In den Bänken stand die Jahreszahl:
"Gemeinde Rühme 1787". [1]
1802 wird über die vier
Pfahldörfer Rüningen, Lehndorf, Ölper und Rühme berichtet. Geschrieben steht:
„Rühme, ein Dorf an der Schunter und im Norden von Braunschweig, in der St. Magnikirche
eingepfarrt mit einer Schule, die der Prediger vergibt, zwei Ackerhöfen, zwei
Halbspännerhöfen, sechs Kothöfen, zwölf Feuerstellen und einhundertdreizehn
Einwohnern.“ Ehemals wurde hier ein Lappgericht, eine Art Landgericht gehalten.
Auch der Wendenturm, ein Warteturm und das Wirtshaus wird an dieser Stelle zu
Rühme erwähnt. [1]
Durch einen 1855 gelaufenen
Rückführungsprozess zwischen Rühme und der Stadt Braunschweig wurden die
Eigentumsverhältnisse genau beschrieben. Die im Jahre 1851 durch den Feldmesser
Ernst ausgeführte Vermessung und Kartierung des Dorfes und der Feldmark Rühme
weist nach, was vorhanden war. [1]
Die Rühmer Feldmark ist begrenzt im
Norden von den Feldmarken Veltenhof und Wenden, im Osten von den Feldmarken Wenden
und Bienrode, der Schunter und im Süden von der Feldmark Hagen und im Westen
von der Oker. [1]
Rühme
1754– „Das alte Dorf“ Kartenausschnitt [3]
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Rühme vom
18. Jahrhundert und die Feuerbrunst. |
Am 17.05.1852 brach durch das Spiel eines Kindes
Feuer aus. Die Bauern waren mit ihren Familien auf dem Feld. So konnte sich das
Feuer schnell entwickeln und vernichtete sechs von elf Bauernhöfen bis auf die
Grundmauern. Die Bauern, die durch die Feuersbrunst ihre Höfe verloren hatten,
siedelten an anderen Stellen, wo sie eigenes Land hatten, wieder an. Dort
befinden sich die Höfe heute noch. Das Dorf rückte nun mit einem großen Teil
seiner Bewohner zur heutigen Gifhorner Straße, der alten Heerstraße. Auch die
Lehmkuhle wurde durch zwei Bauernstellen neu besiedelt. So hatte sich das
Gesicht des Dorfes bis 1856 sehr verändert. [1]
Das erste Bauvorhaben, noch während der Separation (1858)
begonnen, war die Verlegung der Schule vom alten Platz an der Schunter in ein
neues Gebäude auf dem Gebiet der Lehmkuhle. Dort hatte die Gemeinde der Schule
ein Stück Land Schenkungsweise überlassen. Die Schule bestand aus einem
Klassenraum, der darüber liegenden Lehrerwohnung und den zur Schule gehörenden
Stallungen. Im Jahr 1893 wurde die Schule in Rühme erweitert. Heutzutage sind
im Erdgeschoss die Räumlichkeiten des Gemeinschaftshauses untergebracht. [1]
1866 wurde die Schunter begradigt.
Die Wassermassen wurden umgeleitet. Früher floss die Schunter gleich hinter den
Bauernhöfen im "alten Dorf" annähernd dort, wo heute der Ohe-Graben
verläuft. Jetzt liegt von dort dazwischen bis zur Schunter noch die Wiese. Von
1866 bis 1900 begann die Besiedlung der Gifhorner Straße zu beiden Seiten. Auch
die ersten Häuser an der Hansestraße wurden gebaut und die Baulücken in der
Turmstraße geschlossen. [1]
1902 hatte Rühme 400 Einwohner. 1911 begann man mit dem
Ausbau der heutigen Osterbergstraße. Erst im Jahre 1928 wurde die heutige
Osterbergstraße von der Rühmer Eiche bis zum Friedhof fertig gebaut. Neu bebaut
wurden auch der Hesterkamp und zum Teil der Eichenstieg. 1934 hatte Rühme etwa
450 Einwohner. [1]
Bis 1937 hatte die Stadt
Braunschweig außer Veltenhof und Rühme auch noch die Dörfer Riddagshausen,
Gliesmarode, Querum, Ölper, Lehndorf und Melverode mit zusammen 11.000
Einwohnern eingemeindet. [1]
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Braunschweigische Anzeigen im Mai 1852. [5] |
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Rühme im
19. Jahrhundert bis Kriegsende. |
Die Nähe der Stadt Braunschweig machte sich immer stärker
bemerkbar. Die Planung und der Bau des Braunschweiger Hafens am Mittellandkanal
und der Fund von Erdöl in der Gemarkung beeinflusste Rühme in der Entwicklung.
Am 15.5.1934 wurde der Hafen feierlich der Bestimmung übergeben. Der Aushub aus
dem Hafenbecken lagerte bis hin auf den Rühmer Föhrenkamp als gewaltige, lang
gestreckte Düne. Im Volksmund „Kippe“ genannt. (Diese wurde zum Teil zum Bau
der Stadtautobahn 391 wieder abgetragen.) Im gleichen Jahr wurde Rühme
eingemeindet und ein Stadtteil Braunschweigs. Die Autobahn Hannover- Berlin, nördlich von Rühme
wurde 1936 fertig gestellt. Im Jahre 1937 fiel der Beschluss, in Rühme eine
Siedlung zu bauen. Am 17. August 1937 wurde entsprechendes Bauland ausgewiesen.
Die Siedlung war für Angehörige der S.A. vorgesehen und teilweise in
Eigenleistung hochgezogen. Zwar war die Siedlung zu Beginn des Krieges noch
nicht ganz fertig, aber von den ursprünglich geplanten 195 Einfamilienhäusern
waren 1943 bereits 62 Häuser bezogen. [1]
Als 1938 das Volkswagenwerk in Wolfsburg errichtet wurde,
baute das Werk an der Gifhorner Straße ein "Vorwerk" mit einer
Siedlung für die Werksangehörigen. So ging immer mehr Grund und Boden der
Rühmer Bauern für Bauland verloren. Rühme war ein wachsender Großstadtvorort
geworden. Aus dem bisher landwirtschaftlich genutzten Gebiet mit überwiegendem
Spargelanbau wurde ein Industriegebiet. [1]
Die weitere Entwicklung Rühmes wurde durch den Ausbruch des
Krieges 1939 unterbunden. Die ersten Kriegsjahre gingen dahin, dann wurden die
Fliegeralarme häufiger und das Leben gefährlicher. Im Jahre 1940 baute die
Stadt an der Auerstraße einen Bunker, in dem 7000 Menschen Platz hatten. Im
Jahre 1944 wurde bei einem Bombenangriff auf die Niedersächsischen Motorenwerke
(NIMO), direkt östlich der Schunter gelegen, auch das Alte Dorf getroffen.
Einige Höfe und die Gastwirtschaft Campe wurden zerstört. [1]
1954 störten die noch nicht abgeräumten Reste des Bunkers in
der Auerstr. den baulichen Gesamteindruck des Stadtteils. Heute ist die Fläche
eingeebnet und Garagen sind darauf gebaut.
Beim Hausbau 1939 in der
Liebknechtstraße
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Rühme nach
dem Krieg in den fünfziger Jahren bis zur Gegenwart. |
Luftaufnahme Rühme vom 02.09.2004
aus Süd-West. Links
oben die Lincoln Siedlung. [6]
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Wer war Heinrich der
Zweite? |
Am 6.Mai 973 wurde Heinrich II. in
Bad Abbach bei Regensburg in Bayern als Sohn von Heinrich dem Zänker und seiner
Frau Gisela geboren. Sie war die Urenkelin Heinrichs I., einer bayrischen
Nebenlinie der Ottonen. Während der Verbannung seines streitsüchtigen Vaters
verbrachte Heinrich die Zeit in der Klosterschule von Hildesheim. Kaiser Otto
II. wollte damit vermutlich den Sohn seines Gegners auf ein geistliches Amt
vorbereiten und ihn somit aus der Erbfolge ausschalten. [7/8]
Heinrich II. wurde von seinem Vater
nach der Rückkehr zum Mitregenten des Herzogtums Bayern ernannt. Nach dem Tod
des Vaters 995 übernahm er das Herzogtum Bayern und ließ sich am 7.Juli 1002 in
Mainz von der Mehrzahl geistlicher und weltlicher Fürsten zum deutschen König wählen. In seinem
selbstherrlichen Auftreten liegt wohl die Begründung, warum andere Anwärter
freiwillig verzichteten, bzw. zum Verzicht gebracht wurden. Seine Wahl gelang
letztlich auch durch Versprechungen und Zusicherung auf Belohnungen. Welches
sich später in reichen Schenkungen, so auch z.B. in der Gründungsurkunde an
Stederburg vom 24.Januar 1007 zeigte. Insgesamt sind 83 Schenkungsurkunden
bekannt. Mit dem damals üblichen Königsumritt besuchte er in den nachfolgenden
Monaten Thüringen, Sachsen, Niederlothringen, Schwaben, Oberlothringen und
Bayern. Während des Umritts gab es bereits kriegerische Berührungen, weil
teilweise Versprechungen nicht gehalten wurden. [7/8]
Heinrich II. heiratete 999
Kunigunde, Tochter des Grafen von Luxemburg und sicherte sich so Einfluss auf
den Westen des Reiches. Die Ehe blieb kinderlos. Grund der Kinderlosigkeit
könnte die operative Entfernung eines Blasensteins durch einen „Steinschneider“
in Monte Cassino gewesen sein. [7/8]
Heinrich II. und Kunigunde wurden am
14. Februar 1014 von Papst Benedikt
VIII. in Rom in der Basilika St. Peter zum Kaiser des Heiligen Römischen
Reiches und zur Kaiserin gekrönt, nachdem Heinrich durch souveränes Vorgehen
die Streitereien um die Besetzung des päpstlichen Stuhls kurzerhand mit der
Einsetzung des ihm getreuen Benedikt VIII entschied. Das damalige Reich hatte
eine Ausdehnung von der Grenze zu Dänemark bis südlich von Rom. Erneut flammte
zum vierten Mal der Krieg gegen Polen auf. Erstmals gab es nach der
Kaiserkrönung auch kriegerische Kontakte mit Byzanz, die zu dieser Zeit
Süditalien beherrschten. [7/8]
Auf der Rückreise von
Osterfeierlichkeiten 1024 in Magdeburg
musste er krankheitshalber Stationen in Halberstadt, Goslar und bei
Göttingen auf der Pfalz Grone (nordwestlich von Göttingen in Nähe der heutigen
Autobahn A7 gelegen) machen. Hier verstarb Heinrich II. am 13. Juli 1024. Sein
Leichnam wurde im Bamberger Dom beigesetzt. Damit starb das Geschlecht der
Ottonen aus. [7/8]
Heinrich II. wurde 1146 für die
Christianisierung der Westslawen, die Gründung des Bistums Bamberg und dass er
nach Empfang von Krone und Zepter des Reiches nicht kaiserlich, sondern geistlich
lebte, in rechtmäßiger Ehegemeinschaft wie nur wenige bis zum Lebensende, die
unversehrter Keuschheit bewahrte, von
Papst Eugen III. heilig gesprochen. [7/8]
Joachim Meier; 2006
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Platzhalter für Bild der
Gedenktafel Grone (wird eine Woche nach Ostern 2006
geliefert) Gedenkstein auf der ehemaligen
Pfalz Grone bei Göttingen |
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Übersetzung der
Kaiserurkunde vom 24. 01. 1007 aus dem Latein ins
Hochdeutsch. |
Im Namen der heiligen und
unteilbaren Dreieinigkeit Heinrich, König von Gottes Gnaden.
Wenn Wir den
Bittgesuchen der Bischöfe und Geistlichen, die sie für ihre eigenen Wünsche und
besonders in kirchlichen Angelegenheiten
stellen und die sie Uns bekannt gemacht haben, zum Erfolg verhelfen, vollziehen
wir nicht allein königliches Recht, sondern erkennen auch mit völliger
Gewissheit, dass Uns das nützen wird, um beide Partner froh und glücklich zu
machen.
Deshalb sollen alle
Unsere gegenwärtigen und künftigen Untertanen wissen, dass der ehrenwürdige
Bernward von der heiligen Kirche mit der ehrbaren Frederunde, Tochter des
Grafen Altmann, zu Uns kam und Unsere Erhabenheit dringend bat, die Vorgenannte
mit einem Teil
ihrer Erbschaft, den
sie für ihr Seelenheil im
Leben und im
Tode und für das Wohl aller ihrer
lebendigen und toten
Untertanen am Hauptaltar der heiligen Kirche in Hildesheim förmlich
übergeben hat, in Unseren Schutz aufzunehmen. Dazu gehört: Was sie immer in dem
genannten Ort Stederburg besaß und 211 Hufen in den folgenden genannten Orten
mit Gesinde:
Lindum, Thidi, Stedere,
Northem, Stokken, Meinolvesrode, Regindegerode, Herkesgebutle,
Thuringisgebutle, Theletunnum, Rindum (Rühme), Wagken, Meginsnichegibutle, Winnenroth, Brenhorst,
Heckhorst, Meynum, Smelke, Onhorst, Wendebutle, Dellangebutle, Bokele,
Zinilike, Oztruo, Missike,
Dobirunke, Kipli, Mildanhovede, Klestenike, Palemke, Starbunde,
Gosikestorp, Mapanttorp, Slihtanvelt, Riekbaldesgebutle, Dalhem und zwei
Panstel.
Ferner soll in dem Ort Stederburg; von jenem Besitz eine kleine
Schar von Jungfrauen - wie klein sie auch immer sei - unterhalten werden. Sie
soll durch ihre tägliche Gegenwart für Unser eigenes Wohlergehen und für den
Bestand unseres gesamten Reiches die
göttliche Barmherzigkeit erbitten.
Seinem Bittgesuch
gewähren Wir sehr gern Unsere Zustimmung, da Wir es als gerecht und
heilbringend erkannt haben.
Weiterhin verfügen Wir:
kein weltlicher Richter noch irgend jemand mit richterlicher Gewalt soll es
wagen, weiterhin in Häuser, Felder oder andere Besitzungen , die jener Kirche
gehören oder rechtmäßig und vernunftgemäß zu besitzen scheint - oder was sie
auch immer gerade aus Verehrung Gottes
ebendort zusammengebracht hat - einzudringen oder Unruhe zu stiften.
Auch die dort Christus
dienenden Jungfrauen sollen unter Unserem Schutz unbesorgt und ruhig verweilen,
wie gesagt, zu Gott beten und den Anordnungen des besagten Bischofs gehorchen.
Wenn aber irgendeine Person widerrechtlich dort einzudringen versucht, dann
möge sie mit aller Deutlichkeit wissen, dass Wir Beschützer und Verteidiger
jener Jungfrauen sein werden. Obendrein sollen diese Jungfrauen der heiligen
Kirche mit Ermächtigung des vorgenannten Bischofs das uneingeschränkte Recht haben,
aus ihrer Mitte eine Priorin zu wählen, wenn sich eine würdige findet. Findet
sich aber unter ihnen keine derartige Schwester, dann soll man anderswo auf
Beschluß des mehrfach erwähnten Bischofs eine dafür geeignete Priorin
aussuchen. Auch wollen Wir, daß sie Möglichkeit
haben, einen Rechtsbeistand (Vogt)
zu wählen. Ferner
bestimmen Wir, daß alles Innere und Äußere des vorgenannten KIosters
durch die Vollmacht des Bischofs Bernward und seiner Nachfolger, die dort im
Laufe der Zeit eingesetzt werden geprüft wird.
Und damit diese, kraft
unserer Autorität verfasste Urkunde, für dauernd unerschütterlich und unangefochten bleiben möge, haben Wir sie
mit Unserem Siegel versehen lassen, nachdem Wir sie mit eigener Hand zur
Bekräftigung unterschrieben haben.
Unterschrift des Herrn Heinrich, des
unbesiegtesten Königs.
Everhart, amtierender Kanzler des
Erzkaplan Willigis
Gegeben am 24.Januar, im Jahre der
Fleischwerdung des Herrn 1007, in der dritten Indiction, im
Fünften Regierungsjahr des Herrn
Heinrich II. Geschehen zu Mulihuisen (Mühlhausen). Amen. [2]
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Plan von Rühme aus dem Jahr 1754. |
[3]
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Mien Heimatdorp. |
Oh, in
Bronswiek is dat schöne, Ja, in
Bronswiek is dat gut. Wer jedoch
well better wohnen Trecket
hen nah Rühme rut. Links
de Oker rechts de Schunter, beide
sünd so klar wie Teer, Minsche
wutt du denn noch mehr? Water
haste, greune Wischen Spargel
siehste wiet un briet, kannst
in beiden Watern swimmen un dat
Holt es ok nicht wiet. Kannst
von hier nah'n Rheine schippern, Bremen,
Hamburg bet int Meer, Kannst
dabie saugar versupen, Minsche
wutte denn noch mehr? Wenn'e
hast noch keine Frue, kumm
doch mal nah Rühme rut. Sicher
findst du hier ne gue jedes
Mäken is gern Brut. Awer
moßt et recht beginnen, denn
kriegst lichte du Verkehr, werst
denn ok de rechte finnen, Minsche,
wutte denn noch mehr? |
Ne, et
werd dik nich gerüen, treckst
nah hier du ut de Stadt, kannst
vellicht en Mäken frie'en dat en
Hus in Rühme hat. Dadorch
werste veel gewinnen, glicks
richt et ne Wohnung her, de du
swerlich süüs de'est finnen, Minsche,
wutte denn noch mehr? Wenn'n
meinst, kannst keine kriegen, un
dik schient de Sacke krus, lat
dik ra'en un overtügen, bu
in Rühme dik en Hus. Ne,
hier kannste nich verdarben, hier
geiht gar nist dik verquer, kannst
saugar hier selig starben Minsche
wutte denn noch mehr? |
aus „Platt is dat
Beste"
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Rühmer Bilderbogen. |
Wendenturm 1839, eine andere Ansicht
als auf der Titelseite !
[W. Pätz] |
Gasthaus Wendenturm zur Jahrhundertwende [A.Wehrt] |
Wendenturm in den 50. Jahren |
Gasthaus Campe zur Jahrhundertwende |
Frühere Schule, heutiges Gemeinschaftshaus |
Osterbergstraße im Sommer 2005 |
Alle Bilder aus Privatbesitz